2022/05 „Landwirtschaft 4.0“ geht einfacher als gedacht / Auch kostengünstige Lösungen machbar

2022/05 „Landwirtschaft 4.0“ geht einfacher als gedacht / Auch kostengünstige Lösungen machbar

Fachvortrag über Möglichkeiten, Hemmnisse und Risiken der Digitalisierung

Vlotho/Kreis Herford. Die Landwirtschaft ist weltweit eine der wichtigsten Wachstums- und Zukunftsbranchen. Gleichwohl stehen die deutschen Landwirte nach Angaben von Professor Dr. Hubert Korte und Nikolas Neddermann immer neuen politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen gegenüber „mit zuweilen vagen Zukunftsaussichten“. Die vielfältigen Chancen der digitalisierten Landwirtschaft gelte es konsequent zu nutzen, sagten die beiden Agrarexperten von der Hochschule Osnabrück bei einer Vortragsveranstaltung in Vlotho.

Es falle sehr schwer vorauszusagen, wie die Landwirtschaft der Zukunft konkret aussehen werde, räumte Korte ein und ging damit auf die einleitende Frage des Moderators Dr. Eckard Neddermann ein. Der promovierte Maschinenbau-Ingenieur verwies auf ein prognostiziertes Bevölkerungswachstum weltweit, Auswirkungen des Klimawandels, Umweltschutzbemühungen und den Ukraine-Krieg. Nach seiner Darstellung hätten 1950 noch rund 5.200 Quadratmeter Ackerfläche pro Kopf der Weltbevölkerung zur Verfügung gestanden. Korte: „Prognosen zufolge sollen es 2050 nur noch 1.700 Quadratmeter sein“.

Einen wesentlichen Beitrag zur Problemlösung könne die Digitalisierung leisten, betonten Korte und Neddermann, die auf Einladung der FDP Vlotho zum Thema: „Landwirtschaft 4.0 – Möglichkeiten, Hemmnisse und Risiken“ sprachen. Korte präsentierte den rund 25 Zuhörern im Hotel „Bonneberger Hof“ einige innovative Projekte führender Hersteller von Maschinen und Geräten für die Landwirtschaft.

In der Landwirtschaft sei die Digitalisierung zwar angekommen „und auch nicht mehr wegzudenken“, sagte Nikolas Neddermann. Gleichwohl sei mancher Landwirt vom Nutzen digitaler Techniken längst noch nicht überzeugt „Digital sein kostet Zeit, Geld und Personal“, räumte der Agrarwissenschaftler ein, verwies jedoch gleichzeitig auf die großen Vorteile wie etwa die Vereinfachung betrieblicher Dokumentationen oder die Steigerung der Produktionseffizienz.

Laut Neddermann gibt es keinen einheitlichen Weg, der sich für alle Betriebe anbiete. Nicht immer seien „die ganz großen Lösungen gefragt“, oft könnten gerade auch kleine kostengünstige Techniken zu erheblichem Mehrwert führen. Um die eigenen Möglichkeiten auszuloten, bot der gebürtige Vlothoer den Landwirten seine Unterstützung an. Interessierte könnten sich direkt an das „Mittelstand 4.0 – Kompetenzzentrum Lingen“ wenden, dessen landwirtschaftlicher Teil an der Hochschule Osnabrück angesiedelt ist. „Wir sind sehr gut vernetzt und wissen, welche Akteure wir zusammenbringen müssen“, warb Neddermann und beantwortete damit zugleich eine Publikumsfrage. Auch Professor Korte unterstrich, dass Digitalisierungslösungen nicht zwangsläufig teuer sein müssten.

In der Diskussion wurde jedoch auch klar, dass für die Landwirtschaft der Zukunft ein flächendeckendes Internet für digitale Techniken unumgänglich ist. „Es gibt immer noch Stellen im Kreis Herford, an denen das nicht funktioniert“, hieß es aus Teilnehmerkreisen.

BZ: Diskutierten in Vlotho über „Landwirtschaft 4.0“  (v.l.): Dr. Eckhard Neddermann, Andreas Stocksmeier (bei FDP-Ratsfraktion), Professor Dr. Hubert Korte, Nils Allersmeier (FDP-Landtagskandidat), Nikolas Neddermann (Hochschule Osnabrück) und Siegfried Mühlenweg (FDP-Ortsvorsitzender).